Periodisierung im Krafttraining

Ausgangspunkt jedweder Bewegung einschließlich der Haltung ist die Kontraktion von Muskeln, genauer der hiermit einhergehenden Erzeugung von Kraft. Die „Kraft“ nimmt damit eine zentrale Stellung im Kanon der motorischen Fähigkeiten ein. Aktuell werden auf dem Gebiet der Krafttrainingsforschung u. a. zwei grundlegende Periodisierungsmodelle diskutiert, die sich vor allem hinsichtlich der zeitlichen Verteilung von Belastungsumfang und -intensität voneinander abgrenzen lassen (Rhea & Alderman, 2004; Kok, Hamer & Bishop, 2009; Fröhlich, Müller, Schmidtbleicher & Emrich, 2009; Fleck, 2011). Während die traditionelle (klassisch-lineare) Periodisierung (TP) im Trainingsverlauf eine Reduzierung des anfänglich hohen Trainingsumfangs bei gleichzeitiger Erhöhung der anfänglich geringen Intensitäten vorsieht, ist die undulierende (nichtlineare) Periodisierung (UP) von einem stetigen Wechsel von Belastungsumfang und -intensität zwischen aufeinanderfolgenden Trainingseinheiten charakterisiert (Fleck, 2011). Anhand verschiedener Übersichtsarbeiten zur Periodisierung im Krafttraining, kann beiden Periodisierungsmodellen hinsichtlich der Outcome-Effekte Maximalkraft als auch 1RM ein gleichwertig starker bzw. moderater Effekt zugesprochen werden (Fröhlich et al., 2009; Harries et al. 2015). Im Hinblick auf die Optimierung komplexer Krafttrainingsanpassungen ist die empirische Befundlage zur Periodisierung im Krafttraining jedoch aufgrund forschungsmethodischer Unterschiede und/oder mangelnder Kontrolle potentieller Störgrößen inkonsistent. Zahlreiche internationale Arbeiten liefern Hinweise dafür, dass mechanische Belastungsgrößen wie die Zeit unter muskulärer Spannung, das Bewegungsausmaß (ROM), die Kontraktionsmodi und die Bewegungsgeschwindigkeit erhebliche Effekte auf neuromuskuläre Anpassungsgrößen ausüben (Lieber & Friden, 2000; Blazevich et al., 2013; Ullrich et al., 2010). Es muss somit eindeutig bemängelt werden, dass bisherige Periodisierungsstudien überwiegend ohne systematische Kontrolle zentraler mechano-biologischer Stimuligrößen durchgeführt wurden.

Ergänzend ist festzuhalten, dass bis auf wenige Ausnahmen (Kok et al., 2009; Souza et al., 2015) mögliche Anpassungseffekte lediglich anhand von Output-Parametern überprüft und Veränderungen neuronaler oder muskelstruktureller Art vernachlässigt wurden.

In dieser Thematik wurden in der Abteilung bereits eine umfangreichere Studie zu hoch-kontrolliertem isometrischen Krafttraining (Ullrich et al., 2015) als auch eine der leistungssportlichen Praxis näherkommenden dynamische Trainingsintervention durchgeführt (Pelzer et al., 2015). Zusammenfassend deuten die Daten unserer Arbeitsgruppe an, dass sowohl isometrische als auch dynamische Krafttrainingsstimuli bei Kontrolle der mechano-biologischen Belastungsgrößen unabhängig vom Periodisierungsmodell zu vergleichbaren neuromuskulären Anpassungen führen. Dieses zentrale Forschungsergebnis ist von direkter praktischer Relevanz zur Gestaltung von Krafttrainings-Mesozyklen in zahlreichen Spielsportarten, leichtathletischen Disziplinen und kraftausdauerbetonten Sportarten.

 

Ansprechpartner
Thiemo Pelzer
Prof. Dr. Mark Pfeiffer